SCL – Themenabend Wohnen und Energie

Wohnprojekt - © Copyright: BMLFUW/Kurt Hoerbst

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Der Smart Citizens Workshop “Wohnen+Energie” hat in einer kleinen Runde am 23. Juni im salon JAspern stattgefunden. Wir durften diesen Veranstaltungsraum nutzen, der in einer selbstorganisierten Baugruppe integriert ist. Im Anschluss an 5 Impuls-Präsentationen, die in die Themen einführten, wurde an zwei Tischen diskutiert. Die Themen waren „Nutzung von Sonnenenergie im gemeinschaftlichen Wohnen” und „Gebäudetechnologien und smart metering”. Zum Abschluss wurde gemeinsam überlegt, wie das Smart Citizens Lab dazu beitragen kann, die besprochenen Ideen rund um das Thema “Wohnen+Energie” in die Breite zu tragen und mehr smart Citizens zu erreichen.

Impuls-Präsentationen

Diskussionstisch „Nutzung von Sonnenenergie im gemeinschaftlichen Wohnen“

Host und Zusammfassung: Petra Hendrich

Am Tisch befanden sich Antworten auf die unten gestellten Fragen spiegeln auch die spezifischen Hintergründe der Projekte wider – und sind evtl nicht ohne Weiteres auf andere Projekte übertragbar. Es handelt sich im folgenden um keine wörtlichen Zitate sondern um Sätze, welche die Wortmeldungen und die Diskussion lediglich sinngemäß wiedergeben und zusammenfassen sollen.

Wie nutzen wir Sonnenenergie im Wohnhaus gemeinsam?

Grundsätzliches zuerst: Solarenergie ist nicht gleich Photovoltaik. Bei einer Photovoltaikanalage wird Strom erzeugt. Eine Solaranlage nutzt die Sonnenenergie zur Erwärmung von Wasser.

Welche Art von Sonnenenergie und wie ich sie nutze, hängt vom Energiebedarf des Hauses ab. Ein Passivhaus hat bespielsweise wenig Wärmebedarf.

Derzeit ist das Einspeisen von Energie ein Hauptthema das gelöst werden muss, damit es attraktiv wird eine Photovoltaic oder Solaranlage zu installieren. Im Moment kann die produzierte Wärme einer Solaranlage in Österreich noch nicht ins Fernwärmenetz eingespeist werden. Erste Schritte in diese Richtung geht Graz. In Dänemark finden sich mittlerweile große Solaranlagen, die für die Fernwärmeerzeugung genutzt werden. Solare Energie ist von den Kosten vergleichbar mit Gasenergie.

Wird Strom durch eine Photovoltaikanlage am Dach eines Wohnhauses produziert, ist es im Moment rechtlich nicht möglich diesen Strom im Haus zu nutzen. Er kann nur in den allgemeinen Anlagen des Hauses genutzt werden. Es ist auch nicht möglich den Strom im Rahmen von Gewerbeanlagen an den gewerblichen Nachbarn abzugeben. Eine Gesetzesänderung des ELWOG (Elektrizitätswirtschafts- und Organisationsgesetz) ist hier notwendig.

Der Strom kann ins Netz eingespeist werden und so einen Ertrag für die Hausgemeinschaft bringen. Die Einspeistarife sind jedoch im Moment nicht attraktiv genug. Jährlich gibt es ein Kontingent mit einem besseren Preis, dieses ist jedoch sehr schnell weg.

Welche Rechtsformen sind für gemeinschaftliche Nutzung von Sonnenenergie im Wohnhaus hilfreich?

Um die Probleme der gemeinschaftlichen Nutzung von Sonnenenergie zu umgehen, kann ein Contracting Modell helfen. Hier wird von einem Anbieter eine schlüsselfertige Anlage mit garantierten Erträgen und Preisen installiert (und auch gewartet). Mehr oder weniger vermiete ich bei diesem Modell die Dachfläche an jemanden anderen. Ein solches Modell bietet beispielsweise die Grazer Energieagentur im Bereich Solar Anlage an. Nachteil ist jedoch, ich nutze die Energie, die produziert wird, nicht selbst.

Weiters könnten Genossenschaften, die eine gemeinsame Erzeugung und Nutzung von Energie zum Ziel haben, hier helfen. Zum Beispiel verfolgt die Family of Power dieses Ziel.

Wie geht man mit Flächenkonflikten um? Wie können Photovoltaic, Solaranlagen und vertical farming nebeneinander stattfinden?

Wichtig ist zu entscheiden, welche Form der Nutzung, die beste und zielführendste ist im Zusammenhang mit den Bedürfnissen aus dem Projekt heraus. Mittlerweile kann auch schon die Fassade sehr gut nutzbar gemacht werden um solare Energiegewinnung zu ermöglichen, sollte das Dach für andere Zwecke gebraucht werden.

Es wurde die Frage diskutiert, ob es einen Konflikt geben könnte zwischen der “Abfallenergie” und der “Solaren Energie” für die Fernwärme.

Sonstiges

In der Diskussion wurden zwei Schlüsse gezogen:

  1. eine funktionierende Hausgemeinschaft, wie bei gemeinschaftlich entwickelten Projekten, bietet einen Vorteil für die Implementierung von energieeffizienten Systemen
  2. die Zeit ist ein wichtiger Faktor. Technische Entwicklungen schreiten voran (z.B. derzeit gibt es das Sonnenhaus Österreich, ein Haus das mit 100% durch Solarthermie versorgt wird, nur im Maßstab eines Einfamilienhauses; bald könnte es schon eine Weiterentwicklung zum Mehrfamilienhaus geben) und rechtliche Regelungen ändern sich (derzeit notwendig beim ELWOG und bei den Einspeistarifen). Daher kann es günstig sein, Vorkehrungen für spätere Nachrüstungen zu treffen.

Diskussionstisch „Gebäudetechnologien und smart metering“

Host und Zusammfassung: Karin Granzer-Sudra

Am Tisch befanden sich u.a. Susanne Geissler (SERA) und Monika Wührer (Wiener Netze). Antworten auf die unten gestellten Fragen spiegeln auch die spezifischen Hintergründe der Projekte wider – und sind evtl. nicht ohne Weiteres auf andere Projekte übertragbar. Es handelt sich im folgenden um keine wörtlichen Zitate sondern um Sätze, welche die Wortmeldungen und die Diskussion lediglich sinngemäß wiedergeben und zusammenfassen sollen.

Kann ich meinen Komfort durch Energiesparmaßnahmen erhöhen?

Was „Komfort“ für die Einzelne oder den Einzelnen bedeutet ist grundsätzlich sehr individuell und subjektiv. Energiesparen heißt im Regelfall auch Kosten sparen, für viele nach wie vor DAS Argument und der Anlasspunkt Verhaltensänderungen umzusetzen. Für einige ist aber auch das Gefühl weniger Energie zu verbrauchen und so etwas zur Schonung der Umwelt beizutragen ein Schritt in Richtung „Komfortzone“.
Der Wohnkomfort ist für BewohnerInnen eines Passivhauses (im Vergleich zur Altbauwohnung) deutlich gestiegen. Bedeutender Vorteil ist für sie die gleichmäßige Wärmeverteilung – alle Wände und Fußböden sind gleichmäßig warm. Ein wichtiger Vorteil ist auch der Beitrag einer energieeffizienten Lüftungsanlage auch bei Nacht oder Abwesenheit. Der Zusammenhang von Komfort durch Lichtsteuerung bzw. intelligenter Beleuchtung wurde vor allem über die Möglichkeit hergestellt, die Beleuchtung der Tageszeit oder der Stimmung anzupassen. Komfort durch die Möglichkeit des zentralen Ausschaltens, Bewegungsmelder oder Sicherheit waren weitere wesentliche Aspekte.

Generell kann Gebäudeautomatisierung durch den Wegfall der manuellen Steuerung dazu beitragen den Komfort generell und die Effizienz der Haustechnik zu erhöhen und Energie einzusparen. Zu bedenken ist, dass bei einem gewissen Automatisierungsgrad der Stromverbrauch aber sogar noch steigen kann.

Hilft mir Smart Metering beim Energiesparen? Kann ich die Daten nutzen?

Ein Großteil der Energie, die in den Haushalten verbraucht wird für Heizung und Warmwasser sowie für die eigene Mobilität aufgewendet. Elektrische Energie spielt mit einem Anteil von unter 10% demnach im Vergleich zur Heizenergie eine geringe Rolle im Gesamtenergieverbrauch.

Ob Smart Meter eine bessere Kontrolle des Energieverbrauchs für die KonsumentInnen bzw. eine Anpassung des Verhaltens ermöglichen, wurde kontroversiell diskutiert. In Österreich dürfen die Daten, die Zustimmung des Kunden vorausgesetzt, nur in einem Intervall von 15 Minuten erhoben und nur einmal täglich an den Netzbetreiber übertragen werden. Ohne Zustimmung wird nur ein Tagesverbrauchswert, der kaum Rückschlüsse auf das Verbrauchsverhalten zulässt, ermittelt. Damit ist es schwierig die Verbräuche einzelnen Geräten zuzuordnen.

Um ausreichende Informationen über den Energieverbrauch zu erhalten bzw. um Verhaltensänderungen zu setzen würde es genauere Messsysteme benötigen, die es ermöglichen den Stromverbrauch auch einzelnen Geräten zuzuordnen. Hilfreich wäre auch die Möglichkeit für die VerbraucherInnen einen Vergleich mit anderen Haushalten durchführen zu können bzw. Echzeit-Daten zur Verfügung gestellt zu bekommen. Rund um den Zeitpunkt der Installierung der Smart Meter werden den VerbraucherInnen dennoch neue Informationen zur Verfügung gestellt die dazu führen können das Verbrauchsverhalten zu überdenken, Energie zu sparen und Energiekosten zu senken. Darüber hinaus können Smart Meter auch einen Beitrag zum „richtigen“ Betrieb der Gebäude leisten. Nicht zuletzt ist in diesem Zusammenhang auch der Nutzen der Smart Meter für das gesamte Stromnetz wie z.B. die bessere Integration der erneuerbaren Energieträger zu beachten.

Wo und wie werden die Daten aus den Smart Metern verarbeitet? Was passiert mit den Ergebnissen?

Da die Daten die mit Smart Metern generiert werden eher unspezifisch und die Stromverbräuche nicht einzelnen Geräten zuzuordnen sind, sind kaum konkrete Aussagen über das VerbraucherInnenverhalten möglich. Daher wurden von den TeilnehmerInnen eher weniger Probleme im Zusammenhang mit der Datensicherheit gesehen. Allerdings wäre es beispielsweise theoretisch möglich, aufgrund des Lastprofils die Anwesenheit der BewohnerInnen zu überprüfen. Im Prinzip werden aber hier Daten übertragen, die auch jetzt schon übertragen werden, nur über ein anderes System bzw. automatisiert.

Dokumentation: Abschlussrunde zur Frage: “Wie tragen wir diese Ideen und Initiativen in die Breite? Was kann das Smart Citizens Lab dazu beitragen?“

Bei der Abschlussrunde haben wir Wortmeldungen und Ideen von allen Anwesenden gesammelt, die hier nun in verkürzter Form zusammengefasst sind.

Die Vernetzung und das Sichtbarmachen von Initiativen ist ein wichtiger Beitrag. Das Sammeln und darstellen der Initiativen auf der Website kann ein Ausgangspunkt für weitere Recherchen sein.

Die Website weiter verbreiten, in Netzwerke einbringen und Kooperationen aufbauen. Das ist wichtig, das bei den BürgerInnen oft das Interesse an den Themen da ist, aber der Zugang zu Infos und zur Diskussion der Themen nicht gegeben ist.

Es wird ein Bildungsauftrag gesehen. Dieses Wissen muss von Kindergarten bis zum Einzug in eine neues Haus weitergegeben werden. Daher Kooperationen mit Schulen aufbauen und in die Bildung einbringen. Den Lehrpersonen zur Seite stehen um die vielen Materialien zu diesem Thema zu durchschauen und in den Unterricht zu integrieren.

Das Smart Citizens Lab ermöglicht durch den Austausch zwischen ExpertInnen und Laien auch das Kennenlernen der eigenen blinden Flecke der ForscherInnen.

Diese Themen auch emotional vermitteln und die eigene Betroffenheit vor Augen führen. Dazu braucht es eine neue Form der Kommunikation von Wissenschaft. Zum Beispiel über Simulationen zum Zusammenhang von Aktivität und Ergebnis (Kommentar eines Anwesenden: das gibt es bereits – energietracer). Generell sollte vermittelt werden, dass es sich beim Thema Wohnen+Energie um Grundbedürfnisse handelt, sie angereifbar machen und für sie begeistern.

(C) Klima- und Energiefonds

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